Eine Woche seit Beginn des Experiments "polyphasiger Schlaf" ist inzwischen vergangen und in diesem Beitrag schreibe ich mal meine Erfahrungen, Vermutungen und sonstige Erkenntnisse zusammen.
Sicherlich lässt sich hier sagen, dass es sich nicht um der Weisheit letzter Schluß handelt. Dennoch fasse ich einfach mal ein paar Dinge zusammen. Dabei geht's über verschiedene Teilbereiche meines Körpers, meines Geístes und meiner Umwelt.

**Allgemeiner Eindruck**
Bringen wir es gleich auf den Punkt: Es hat bis jetzt wirklich Spass gemacht und zu keinem Zeitpunkt des Experiments fühlte ich mich weder überfordert oder nicht im Besitz meiner geistigen Kräfte. Ich konnte problemlos meiner täglichen Arbeit folgen und möchte sogar behaupten, dass ich dies produktiver gestalten konnte als zuvor. Die problematischeren Zeiten waren vor allem zwischen 1:00 und 5:00; und hier erfolgten auch die sogenannten Rückschläge. Ansonsten hat sich gezeigt, dass es sehr hilfreich war, sich ständig zu beschäftigen. Es galt sozusagen die Spannung während der Wachphase aufrecht zu halten.
Meine allgemeine Erkenntnis aus dieser Woche lautet, dass es wesentlich besser ist, immer wieder kurze Schlafphasen einzulegen, als zu kurze Nächte zu haben. Dies erschliesst sich aus dem Vergleich mit den Erfahrungen aus einigen Wochen der letzten Monaten, in denen ich teilweise nur drei bis vier Stunden am Stück geschlafen habe. Diese Woche mit den multiplen Phasen brachte mir wesentlich mehr.

**Gesundheit**
Stabil.
Natürlich ergeben sich aus der Umstellung einige temporäre Probleme und körperlichen Widerstände. Dennoch kann ich ganz klar feststellen, dass ich nach dieser Woche keinerlei Schäden erlitten habe. Mein Körper zeigte vorübergehend zwar diverse Symptome - eiskalte Hände, kribbelnde Fingerspitzen und heiße Ohren - dennoch haben sich keine handfesten Einbußen auf die Gesundheit ergeben.
Zusätzlich zur Veränderung des Schlafens habe ich ein paar Veränderungen in Bezug auf Ernährung und Nahrungsmittel durchgeführt. So esse ich inzwischen weniger fleischhaltige Nahrung und achte vermehrt auf natürliche Nahrungsmittel mit Ballaststoffen. Zusätzlich habe ich in dieser Woche den Konsum von Koffein (durch Tee und Cola) auf Null reduziert. Die Mahlzeiten versuche ich immer direkt dem Wachwerden einzunehmen; nachts verzichte ich vollständig darauf.
Ich werde weiterhin auf körperliche und gesundheitliche Signale meines Körpers achten. Nach dieser Woche kann ich mit gutem Gewissen behaupten, dass ich bewusster auf meine Ernährung, meinen Körper und geistigen Zustand geachtet habe, als in der Zeit davor. Ich habe mir sozusagen mehr Zeit für mich genommen und ich genieße diesen Umstand wahrlich.

**48 Stundenbarriere**
Aber wie es mir aktuell erscheint, gibt es bei meinem Körper offensichtlich eine Art von Hindernis. Ich weiß noch nicht, ob es eine physische oder psychische Barriere ist. Dennoch konnte ich während dieser Woche beobachten, besser: leidvoll feststellen *g*, dass mein Körper mehr Schlaf einforderte als ich ihm zugestanden habe. Nun, sagen wir mal so. Mir ist klar, dass sich das Schlafverhalten von knapp drei Jahrzehnten nicht in drei Tagen umstellen lässt. Dennoch bleibt die Frage, wieso wiederholend bei ca. 48 Stunden? Und das bei unterschiedlichen Voraussetzungen? Ich habe ehrlich gesagt, absolut keine Idee geschweige denn Vorstellung. Bei den ersten beiden Einbrüche bin ich geistig locker und körperlich fit zu Bett gegangen und erst Stunden später erwacht - interessanterweise in beiden Fällen vermutlich während einer REM-Phase *g* - einmal nach sechs Stunden und das zweite Mal nach etwa drei Stunden.
Soweit mal meine Beobachtungen zu dieser Situation. Da ich das Experiment garantiert weiterführen werde, überlege ich mir nun ein paar Strategien zur Vermeidung des "Überschlafen". Sicherlich kann man sagen, dass der Körper irgendwelche Defizite einfordert, aber die kann er auch genauso gut während der Schlafzeiten tagsüber einfordern. Und hier gilt es nachzubessern, denn in den meisten Fällen konnte ich am Tag nicht wirklich wegnicken, sondern lediglich mit geschlossenen Augen ruhen und ein wenig Autogenes Training umsetzen. Ich denke, dass hier noch Potenzial steckt, um eine Optimierung hervorzubringen.

**Vor- und Nachteile**
Zu den Vorteilen meines Schlafexperiments zähle ich definitiv die Tatsache, dass ich mir weniger Druck zur Erledigung von Aufgaben während des Tages mache. Da ich im Bewusstsein unterwegs bin, dass ich einige Aufgaben auch während der Nacht erledigen kann, geniesse ich sozusagen diese neue Art von Freiheit. Bei Betrachtung der durchgeführten Tätigkeiten kann ich auch nur Vorteile entdecken. Ich konnte Dinge erledigen, die mir schon seit längerem ein Dorn im Auge waren und ich mangels Motivation, Fitness und geeignetem Zeitpunkt immer wieder hinausgeschoben hatte. Was will man auch nachts schon machen, außer versuchen nicht einzuschlafen? *g* Hier gilt es sich zu beschäftigen und da sind liegengebliebene Aufgaben (im Haushalt) ein wahrer Genuß. Zumindest freut es mich zu sehen, was ich zusätzlich umsetzen konnte.
Die Nachteile habe ich weitestgehend schon in den letzten Berichten geschildert. Dennoch sehe ich diese Nachteile gegenwärtig nur in der Umstellungsphase als negativ an. Meine Vermutung - oder Schönwetterdenken - geht dahin, dass mit dem erfolgreichen Umstellen, die Nachteile geringer werden und vielleicht sogar komplett verschwinden. Okay, eins wird sicherlich bleiben: Tagsüber geeignete Ruheplätze zum Dösen zu finden. Wobei dies eher ein soziales Problem repräsentiert.

**Soziales Umfeld**
Die bisherigen Reaktionen und Meinungen zu meinem Experiment skalieren von "Tolle Idee, sag' Bescheid wie's voran geht" bis "Alles krank und wider der Natur". Nun, ehrlich gesagt ist es mir in gewisser absolut egal, wie die Reaktionen einzelner Menschen sind. Denn es ist meine persönliche Sache, mein Experiment und meine Freiheit. Da ich weder andere in ihrer Freiheit beschneide noch dazu ermuntere, das Experiment an sich selbst durchzuführen. Dennoch finde ich es spannend, welche Diskussionen sich über etwas so simples und alltägliches wie Schlaf ergeben können. Wissenschaftlich betrachtet steht die Schlafforschung noch am Anfang der Erkenntnisse und die Meinungen von Experten divergieren in alle möglichen Richtungen.
Was ich auf alle Fälle als sehr positiv hervorheben möchte, ist die Tatsache, dass auf der Arbeit meine Umstellung vollständig toleriert und teilweise sogar gutgeheißen wird. Umgekehrt kann ich auch nachweislich behaupten, dass meine Leistungsfähigkeit nicht gelitten hat, sondern im Gegenteil sogar effizienter wurde. Oder anders formuliert, ich habe immer noch wie jede Woche zuvor Überstunden ohne Ende... ;-)
Privat lassen sich die geänderten Schlafzeiten so ziemlich mit allem vereinbaren, was ich auch schon zuvor an AKtivitäten hatte. Einzig der zeitliche Rahmen ist konkreter abzustecken und insbesondere der lange Abend am Samstag könnte zum Scheitern während der Nacht geführt haben. Aber insgesamt ergeben sich kaum Probleme, die es anders nicht auch geben würde.

**Weitere Schritte**
Ich experimentiere weiter und werde berichten... ;-)
Welche Varianten in den nächsten Tagen und Wochen probiert werden, kann ich aktuell noch nicht abschätzen. Ein Versuch wird darauf hinaus laufen, dass ich die Schlafphasen nachts auf 20 Minuten verkürzen werde, einfach um das Risiko des Überschlafens - also den Wechsel in die Leichtschlafphase 1 - zu reduzieren. Im Gegenzug werde ich zusehen, dass ich tagsüber mehr REM-Schlaf umsetzen kann. Hier gibt es sicherlich noch einiges an Möglichkeiten.
Vielleicht werde ich probeweise eine Fastenzeit einlegen, mal sehen...

**"Haftungsausschluß"**
Falls jemand auf die Idee kommen sollte, das Experiment selbst an sich durchzuführen, dann geschieht dies auf eigene Verantwortung und die Risiken hat jede/r für sich selbst zu tragen. Mein Schlafexperiment betrifft ausschliesslich mich persönlich und ich nutze diese Plattform ausschliesslich dafür, meine Erfahrungen und Erkenntnisse schriftlich niederzulegen.

Für Anmerkungen und weiterführende Informationen zum Thema schreibt mir bitte einen Kommentar.


Bis denne, JoKi

Schlafzeiten: 1:50 5:38 10:00 13:15 17:40 21:10